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htop unter Linux – der interaktive Systemmonitor für deinen Server

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htop unter Linux – der interaktive Systemmonitor für deinen Server

Wenn du regelmäßig mit Linux-Servern arbeitest, kennst du sicher das klassische Kommando top. Es zeigt Prozesse, CPU-Auslastung und Speicherverbrauch an – aber eher funktional als benutzerfreundlich.

Hier kommt htop ins Spiel: ein moderner, farbiger und interaktiver Prozessmonitor, der dich deine Serverleistung live, übersichtlich und steuerbar erleben lässt.

Was ist htop?

htop ist ein interaktives Prozess- und Ressourcen-Überwachungstool für Unix- und Linux-Systeme. Es zeigt in Echtzeit:

  • CPU- und RAM-Auslastung
  • Swap-Speicher
  • Laufende Prozesse
  • Benutzer, Prioritäten, Threads
  • System-Uptime, Load Average und Tasks

Das Ganze in einer farbigen, grafisch aufbereiteten Oberfläche im Terminal – inklusive Navigation per Tastatur.

Kurz gesagt: htop ist die bessere Version von top – intuitiv, schnell und optisch ansprechend.

Installation von htop unter Debian/Ubuntu

Die Installation ist einfach und dauert nur wenige Sekunden.

sudo apt update
sudo apt install htop -y

Für Fedora, CentOS oder RHEL:

sudo dnf install htop -y

Oder unter Arch Linux:

sudo pacman -S htop

Nach der Installation kann das Tool direkt gestartet werden:

htop

Überblick über die Benutzeroberfläche

Wenn du htop startest, siehst du ein farbiges Dashboard. Es besteht aus drei Hauptbereichen:

1. Systemübersicht (oben)

Zeigt:

  • CPU-Auslastung (pro Kern farblich getrennt)
  • RAM & Swap-Verbrauch
  • Load Average (Systemlast der letzten 1, 5, 15 Minuten)
  • System-Uptime (wie lange dein Server schon läuft)

Beispiel:

Load average: 0.10 0.08 0.09   Uptime: 3 days, 04:15:20

2. Prozessliste (Mitte)

Hier findest du alle laufenden Prozesse mit Details wie:

Spalte Bedeutung
PID Prozess-ID
USER Eigentümer
PRI Priorität
NI „Nice“-Wert (Prioritätseinstellung)
VIRT Virtueller Speicher
RES Physischer Speicherverbrauch
CPU% CPU-Anteil
MEM% Speicheranteil
TIME+ Laufzeit
COMMAND Prozessname

3. Menüleiste (unten)

Dort findest du Steueroptionen wie:

  • F1: Hilfe
  • F2: Setup
  • F3: Suchen
  • F5: Baumansicht
  • F6: Sortierung
  • F9: Prozess beenden
  • F10: Beenden

Interaktive Steuerung

Der große Vorteil von htop: Du kannst Prozesse direkt aus dem Interface verwalten.

Taste Funktion
↑ / ↓ Zeilenweise durch Prozesse scrollen
← / → Horizontal durch Spalten bewegen
F3 Nach Prozessname suchen
F4 Nach Nutzer filtern
F5 Baumstruktur anzeigen (Parent/Child-Prozesse)
F6 Sortierreihenfolge ändern
F9 Prozess beenden
F10 Programm verlassen

Tipp: Du kannst auch mit der Maus klicken (wenn aktiviert).

Farbbedeutungen

Die Balken in der Kopfzeile sind farblich codiert:

Farbe Bedeutung
Grün Nutzerprozesse
Rot Systemprozesse
Blau Niedrige Priorität („Nice“-Prozesse)
Orange IO-Wait (Warten auf Festplatte)
Grau Kernel-Threads oder inaktive Prozesse

So erkennst du auf einen Blick, welche Art von Last dein System erzeugt.

Prozessmanagement mit htop

htop erlaubt nicht nur Beobachtung, sondern auch Eingriff:

  • Prozess beenden (kill):

    • Wähle einen Prozess mit den Pfeiltasten.
    • Drücke F9 → Signal SIGTERM oder SIGKILL auswählen.
  • Priorität ändern (renice):

    • Wähle Prozess → drücke F7 (Priorität erhöhen) oder F8 (senken).
  • Nach Benutzer oder Name filtern:

    • F3 (Search) oder F4 (Filter)

Beispiel: htop auf einem Debian-Server

Ein typischer Screenshot eines laufenden Debian-Servers mit htop:

Tasks: 136, 1 running
Load average: 0.12 0.09 0.15   Uptime: 5 days, 22:41:12

PID USER     PRI NI  VIRT   RES   SHR S CPU% MEM%   TIME+  Command
934 root      20  0  544M  120M  2568 S  1.2  0.5   1:32.32 apache2
221 mysql     20  0 1456M  489M  8244 S  0.7  2.3   3:47.18 mysqld
...

Hier sieht man sofort:

  • Apache läuft stabil mit 1.2 % CPU
  • MySQL nutzt rund 489 MB RAM
  • Systemlast gering (Load 0.12)

Konfiguration & Anpassung

Mit F2 (Setup) öffnest du das Konfigurationsmenü. Dort kannst du:

  • Spalten ein-/ausblenden (z. B. Command line, IO-Wait)
  • Farbschema ändern
  • Sortierverhalten speichern
  • Anzeige bei Start anpassen (z. B. Baumansicht aktivieren)

Die Konfigurationsdatei wird gespeichert unter:

~/.config/htop/htoprc

Du kannst sie auch direkt bearbeiten oder auf andere Systeme kopieren.

Erweiterte Tipps

htop als Root ausführen

Nur so siehst du alle Systemprozesse:

sudo htop

CPU-Kerne gruppieren

Im Setup-Menü kannst du mehrere CPU-Kerne zu Gruppen zusammenfassen – nützlich auf Multi-Core-Servern.

Export von Prozesslisten

Willst du die aktuelle Prozessliste speichern:

htop -b > prozessliste.txt

(Batch-Modus ohne interaktive Anzeige)

Fazit

htop ist weit mehr als nur ein hübscher Ersatz für top. Es ist ein kompaktes, interaktives Monitoring-Werkzeug, das dir in Sekunden zeigt, was auf deinem Server wirklich passiert.

Ob du einen Webserver, Datenbank-Host oder virtuellen Linux-Container betreibst – mit htop behältst du:

✅ CPU-Last ✅ RAM-Verbrauch ✅ Prozesse & Threads ✅ und Systemverhalten

– alles in Echtzeit im Blick.

Nützliche Links